Zunächst die Chronologie: Zwischen Juni und November 2006 hatte eine Reporterin des Nachrichtenmagazins Der Spiegel Kontakt zum afghanischen Handels- und Industrieminister Amin Farhang. Da dieser im Verdacht stand, mit den Taliban zu kooperieren, wurde sein Email-Verkehr vom Bundesnachrichtendienst überwacht.
Im Januar diesen Jahres wurde bekannt, dass der Geheimdienst bereits heimlich Rechner im Ausland per trojanisches Pferd ausspioniert hat. Als am 24.04. bekannt wurde, dass die Spiegel-Reporterin quasi als Nebenprodukt der Überwachung Farhangs mit überwacht wurde, wurde von der Installation eines Trojaners auf dem Rechner des afganischen Ministers ausgegangen. Kurz darauf wurde bekannt, dass der gesamte Email-Verkehrs des Handelsministeriums überwacht wurde.
Ein BND-Sprecher gab daraufhin bekannt, dass hierfür kein Rechner des Ministeriums angezapft werden musste, sondern die Kommunikation direkt von Yahoo! an den Geheimdienst weitergeleitet wurde. Das afghanische Ministerium vertraute seiner eigenen IT nicht und setzte deshalb auf den US-amerikanischen Provider.
Erstaunlich ist an diesem Fall nicht, dass der Bundesnachrichtendienst ausländische Regierungsmitarbeiter ausspioniert. Erstaunlich ist, dass zum einen entweder die Entwicklung und Installation eines Trojaners nicht so leicht vonstatten geht, wie manche Politiker immer behaupten, oder der Anbieter Yahoo! dermaßen kooperationsbereit ist, dass diese nicht mehr nötig ist. Zum anderen ist auch die Tatsache frappierend, dass mit Yahoo! ausgerechnet ein Diensteanbieter aus den USA mit einem deutschen Geheimdienst zusammenarbeitete.
Von weiterem Interesse in diesem Fall ist außerdem eine Zusammenarbeit des BND mit Siemens, insbesondere im Bereich Telefonanlagen. Möglicherweise ist der Geheimdienst auch in die aktuelle Korruptionsäffare verwickelt, schließlich hatte der BND Interesse an einer weiten Verbreitung von Siemens-Telefonanlagen.